Inspiration

Woher nimmst du eigentlich deine Ideen? 

Das werde ich als Autorin ziemlich oft gefragt und die Antwort, die ich darauf geben kann, ist nie besonders hilfreich: Von überall.
Gerade was diese Buchreihe angeht, fühlt es sich an, als seien die Geschichten einfach über die Jahre in mir gewachsen. Sie haben Wurzeln geschlagen und ausgetrieben, um jeden Tag größer zu werden. Inzwischen füllen sie reihenweise Notizbücher sowie die Ränder aller möglicher Schulhefte und Blöcke. Diese Sammlung zu ordentlichen Romanplots zusammenzupuzzeln macht natürlich noch immer jede Menge Arbeit – und erfordert oft neue Ideen und Inspiration.
Und die kommt ganz automatisch. Einfach so. Manchmal reicht ein Stück Kuchen. Oder der Geschmack von heißer Schokolade. Ein Restaurantbesuch in einem besonderen Ambiente, der Blick aus dem Fenster, wenn man mit dem Zug in einer verlassenen Umgebung steht. Eine Straße, durch die ich auf dem Weg zu einem Termin spaziere oder ein Lied, das mir zufällig auf YouTube vorgeschlagen wird. Klassischerweise funktionieren natürlich auch Filme, Serien oder Bücher. Faszinierend daran ist,  dass die neuen Ideen meist meilenweit von dem entfernt sind, was ich gerade erlebe.

Viele Szenen entstehen so als grobe Skizzen in meinem Kopf. Gleich einem spontanen Ausschnitt aus einem Film. Sie sind einfach da und breiten sich aus, sobald ich genauer darüber nachzudenken beginne. Ob und wie sie sich mit dem Rest der Geschichte verweben lassen, stelle ich meist erst wesentlich später fest. Normalerweise werden sie dafür mehr oder weniger genau notiert. Dabei haben sie nicht zwingend etwas mit dem aktuellen Buchprojekt zu tun. Manchmal stammen sie auch aus der Vergangenheit eines bestimmten Charakters oder liefern Details zu einer Figur, die ich bisher noch nicht genauer festgelegt hatte. So habe ich also eine ganze Reihe von Notizen, die im Endeffekt aus zusammenhanglosen Szenen bestehen und wohl nur für mich zeitlich einzuordnen sind. Sogar die Bücher kommen mir nur wie Bruchstücke eines riesigen Bergs aus Geschichten vor, von dem ich noch nicht weiß, wie weit ich ihn irgendwann einmal offen für alle erzählen möchte.

Mein Kopf kommt mit diesem Ideenfeuerwerk schon immer recht passabel aus. Ich kann mich nicht erinnern, dass es jemals anders war, auch wenn die Ideen für Geschichten früher häufiger gewechselt haben als heute. Plotbunnys heißt das unter Autoren so schön. Inzwischen habe ich diese fiesen Biester zumindest so weit im Griff, dass sie sich auf eine Grundlage beschränken und nicht gleich ganze neue Welten und Settings in mein Hirn pflanzen. Das mir irgendwann mal die Ideen ausgehen, davor muss ich allerdings wohl wirklich keine Angst haben =D

 

Spieglein, Spieglein …

In letzter Zeit stoße ich bei Challenges auf Twitter und Instagram immer wieder auf eine Frage: „Stell dir vor, dein Buch wird verfilmt. Wer wäre in deinem Cast?“ Ein nicht ganz ernst gemeintes, aber verständliches Gedankenspiel: Immerhin träumen viele Schriftsteller von dieser Chance. Von einigen Kollegen habe ich schon spannende Reaktionen darauf gelesen. Wenn ich aber selbst gefragt werde, fällt die Antwort eher ernüchternd aus: Keiner.

Die Vorstellung, meine Geschichten verfilmt zu sehen, hat rein gar nichts Verlockendes für mich. Für die Hälfte meiner Figuren kenne ich kein passendes Gesicht aus Film und Fernsehen. Das gilt insbesondere bei den Protagonisten (allen vornweg Vanjar persönlich). In meiner Phantasie erfüllen sie nicht das, was gemeinhin als leinwandtauglich erachtet wird. Sie sind vom Leben gezeichnet, haben Falten und Narben, sind mal mollig, mal dürr und meist weit weg von der Perfektion mit wohl gesetzten Makeln, die man aus dem Kino kennt.
Ich finde es befremdlich, ihnen Gesichter anzuziehen, die nicht zu den Bildern in meinem Kopf passen. Es kommt mir vor, als würde ich sie verkleiden. Ich möchte beim Schreiben Individualität nicht nur mit den Persönlichkeiten schaffen, um sie dann in nette Hüllen zu verfrachten.
Vielleicht habe ich deshalb einen Protagonisten, dem man mehr Schlechtes als Gutes nachsagen kann – und der weder charakterlich noch optisch als schön zu bezeichnen ist. Ich hoffe, es gelingt mir, all das mit Worten in die Köpfe meiner Leser zu zeichnen.

Also bitte, keine Filme. Was mir wesentlich sympathischer erscheint, wäre eine Umsetzung als Graphic Novel. Auch wenn das natürlich genauso ein Wunschtraum bleibt wie eine Filmversion 😉

Schwarz und Weiß

… In vielen Kulturen symbolisieren diese bei den Farben verschiedene Seiten. Eine der bekanntesten Schubladen ist wohl »Gut und Böse.« Weiße und schwarze Magie, Dämonen und Vampire, die Wesen der Dunkelheit. Der Bösewicht mit der finsteren Seele, der strahlende Held.

Für meine Welt in den Akten wollte ich weg von diesem Klischee (was der Wanderer als Protagonist vermutlich deutlich macht). Aber auch dort existieren sie natürlich, die Vorurteile. Und das nicht nur in den Köpfen der unwissenden Bevölkerung.
Im Alltag der paranormalen Gesellschaft gehen sich Vampiren und Werwölfe genauso aus dem Weg wie Hexen und Magier. Weiße Zauberer rümpfen die Nase über dunkle Magie und Dämonen leben nicht umsonst gerne in einer eingeschworenen Gemeinschaft. Historische Ereignisse und verschiedene Glaubensrichtungen sind die Auslöser dafür. Offenen Krieg unter den Arten gab es jedoch schon seit Jahrhunderten nicht mehr. Die paranormale Gesellschaft ist unserer einen Schritt voraus. Auch wenn sie nicht immer miteinander konform gehen, herrscht weitestgehend eine friedliche Co-Existenz.
In meiner Welt sind Vampire und Dämonen nicht grundsätzlich böse, weiße Magie kann schlechtes bewirken und Schwarzmagier heilen Wunden und retten Leben. Bei Institutionen wie dem Officium Iustitia und Gris arbeiten alle möglichen Spezies Hand in Hand. Vorurteile sind fehl am Platz. Jegliche Formen von Rassismus und Diskriminierung zählen zu paranormaler Kriminalität und je nach Ausmaß der Vorfälle schließen sich sogar konkurrierenden Organisationen zusammen, um sie zu bekämpfen.

Über Magie
Etabliert haben sich die Bezeichnungen »weiß« und »schwarz« dort dennoch. Das Kind braucht nun mal einen Namen. Ganz grob formuliert ist »zaubern zu können« aber lediglich die Fähigkeit, bestimmte Energie zu beeinflussen. Reine Physik.
Der Unterschied liegt dabei nicht in dem, was man tut, sondern darin wie. Während Weiße ausschließlich die die Kraft nutzen, die ihr eigener Körper zur Verfügung stellt, bedienen sich die Dunklen an den Reserven ihrer Umgebung. Was sie, nebenbei bemerkt, auch nur in dem Umfang zu leisten vermögen, der ihnen von Natur aus möglich ist. Latente magische Begabung gibt es auf beiden Seiten, genauso wie Meister oberster Stufe. Angeboren und in einem gewissen Maß trainierbar, nicht der Weise der Zauberei verschuldet.

Schwarze Magie ist nicht verrufen, weil die Nutzer ihre Seele verkaufen. Schuld am schlechten Ruf sind ihre Folgen. Eine der wichtigsten Regeln der Zauberei lautet »Keine Ursache ohne Wirkung.« Im Klartext: Die permanente Umwandlung externer Ressourcen bringt einige Nachteile mit sich. Über Jahre hinweg frisst sie Lebenskraft. Ein Abnutzungsprinzip, das sowohl die Seele als auch den Körper belastet. Wer sich darauf einlässt, muss damit leben. Die meisten Schwarzmagier werden allerdings nicht alt genug, als das man es ihnen tatsächlich ansehen könnte. Eine Ausnahme bilden lediglich die Dämonen – und sie verbergen die optischen Mängel sehr gerne hinter zauberhaften Maskeraden.
Im Grunde ist der größte Unterschied also die moralische Einstellung. Mitunter wird Schwarzmagiern von Weißen nachgesagt, sie stumpfen ab. Sehen zu Gunsten des magischen Nutzens über gravierende Konsequenzen hinweg. Gerne wird behauptet, dass die vorhandene Energie einfach genutzt werden will und man ihr verfalle wie einer Sucht. Andere Erklärungsversuche erinnern schon fast an einen Pakt. Es existieren unzählige solcher Theorien, von denen bisher nicht eine bewiesen wurde. Was es tatsächlich ist? Physik und Biochemie. Natürlich bedingtes Handeln. Nicht mehr und nicht weniger.

Trivia – zu Hexen und Magiern
Magiebegabte, egal welcher Art, können sowohl zum einen als auch zum anderen Schlag zählen. Unter ihnen sind außerdem beide Orientierungen vertreten. Weiße und schwarze Magier gibt es genauso wie weiße und schwarze Hexen (auch wenn letztere eher selten vertreten sind). Das ist allein eine Sache des Glaubens und der Überzeugungen.
Während Magier sehr frei und nutzenorientiert über ihre Fähigkeiten verfügen sind Hexen mit ihrer Art Zauber zu wirken tief im natürlichen Gefüge verwurzelt. Sie achten auf das Kräftegleichgewicht und sind bewandert, was naturgegebene Eigenschaften unterschiedlichster Pflanzen und Materialien betrifft.
Hexenzirkel gleichen großen Patchworkfamilien, sind auf der anderen Seite aber auch sehr traditionell. Bei Magier hingegen ist die althergebrachte Meister-Schüler-Konstellation mit ihren Hierarchien, Regeln und Bräuchen üblich. Was die Zauberei an sich angeht, verwischen häufig die Grenzen. Je älter ein bestimmter Fluch, Trank oder Schutz ist, desto schwieriger ist es herauszufinden, in welcher Zunft er seinen Ursprung hat – und gerade Magier schämen sich nicht im Geringsten, Hexenwerk zu nutzen. Es gibt eben weder gut noch böse.

So weit der kleine Einblick in das Thema Magie und Arten – Wer wissen will, wie sich Magie und ein Mehrweltensystem fiktiv-physikalisch erklären lassen, was genau es mit den Dämonen auf sich hat und worin sich Gestaltwandler von Werwesen unterscheiden ist herzlich eingeladen zu schmökern. Das war noch lange nicht alles. 

Oh du fröhliche – oder etwa nicht?

Adventliebhaber oder doch eher ein Grinch? Wie steht ihr zu Mistelzweigen, Tannenbäumen, Festessen und weihnachtlichem Kitsch? Unter meinen Charakteren sind eindeutig beide Varianten vertreten:

Küssen unterm Mistelzweig?
»
Begeistert nahm er ihr die Mistel aus der Hand und hielt sie so hoch er konnte über ihre Köpfe. Dann drückte er ihr einen Kuss auf die Wange und machte sich breit grinsend daran, den Zweig über dem Büroeingang zu befestigen.
»Läuft heute, was?«, stellte ich unüberhörbar feixend fest, ohne aufzuschauen. »Das war Nummer zwei.«
»Jap. Und gleich noch eine Kollegin!« Auf seinem Schreibtischstuhl balancierend zwinkerte er Mai verschwörerisch zu. Ihr Gesicht nahm kurz die Farbe ihrer Mütze an. Vorsichtshalber brachte sie etwas Abstand zwischen sich und die wackelige Kletteraktion.«

Nur traditionsbeladenes Grünzeug?
»Am Geländer der Galerie blieb er stehen und beobachtete die sechs Gestalten im Foyer, die sich daran machten, den Weihnachtsbaum aufzustellen. Tradition schweißt zusammen und Zusammenhalt war aktuell mehr als notwendig. Er selbst hielt nichts von diesen leuchtenden, glitzernden Nadelschleudern. Sie machten Dreck und lenkten vom Wesentlichen ab. Aber wenn sie es sich wünschten, konnten sie die Tanne haben.«

Die Sache mit den Desserts
»Wie feiert man in Frankreich überhaupt Weihnachten?«
»Fast wie in England. Bloß mit einem Feiertag weniger und wesentlich mehr Essen. Traditionell sieben Gänge und dreizehn Desserts.«
»Dreizehn? Ernsthaft?«
»Jap. Und da dem Chef die Feiertage wortwörtlich heilig sind, hat jeder etwas davon, der heute Abend noch hier sitzt. So leer wie morgen findest du dieses Haus an keinem anderen Tag im Jahr.«
»Schön, aber dreizehn Desserts? Nach sieben Gängen?«
»Wenn du von allen Nachspeisen probierst, bringt das Glück im neuen Jahr.«
»Ab jetzt feiere ich nur noch französische Weihnachten!«

Christmas overdose
»Es roch nach Zimtduftkerzen, die einem gemeinsam mit chemischem Bratapfelaroma die Luft zum Atmen nahmen. Der Geräuschpegel lag dank des vor sich hindudelnden Radios weit über der aktuellen Toleranzgrenze und die Lichterkettendeko um die Hängelampen stach unangenehm in den Augen.«

Der erste Satz von Seite …

Ihr kennt das Spielchen vielleicht aus verschiedenen Tags und Challenges =D Sätze out of context von Seite …

1: Beginnen wir mit einer Hypothese: stellt euch vor, die Welt, in der ihr lebt, ist nicht die einzige, die existiert.

39: Logischerweise hat Gris auf solche Fälle ein besonders wachsames Auge.

99: Vergeblich zu hoffen, ist mit das Deprimierendste, was man tun kann.

Die Mitte (269) »Ein paar weniger Vampire in der Stadt schaden bestimmt nicht.«

306: Jedem war klar, was es bedeutete, einen verfluchten Dämon in den Straßen der Stadt umherirren zu lassen.

504: Sollte er sich seine Ironie sonst wo hinschieben!

Mein Lieblingssatz: Der Wahrheitsgehalt dieser Aussage entsprach dem Vitaminanteil von Fertigsoßenpulver.

Die Sache mit der Perspektive

»Das mit der Ich-Perspektive kannst du nicht wirklich.«
Die ehrliche Kritik einer Aurorenkollegin und lieben Freundin, auf die ich großen Wert lege. Das war 2014 und bezog sich auf den Charakterbogen für ein RPG-Forum. Da sie mir in so ziemlich jedem Themengebiet eindeutig um Meilen voraus ist, war klar: »Dann muss ich das eben üben.« Also beschloss ich kurzerhand, ein ganzes Buch aus dieser Perspektive zu schreiben. Das sollte ja wohl helfen, besser darin zu werden.

Bevor ihr fragt: Ja, ich habe das durchgezogen und ja, ich habe anschließend lange überlegt, ob ich es nochmal neu schreibe. Aber nein, es ist dabei geblieben. Tatsächlich wurde dieses Buch sogar mein Debütroman. Die Überarbeitung hat fast doppelt so lange gedauert wie der Schreibprozess und lernen muss ich immer noch eine Menge. Da ich mir die Suppe selbst eingebrockt habe, löffele ich sie jetzt auch aus =D Ist immerhin eine Reihe.

Ich kann nicht behaupten, dass ich mich inzwischen sicher fühle beim Schreiben. Nicht so sicher wie sonst. Das ist eine ganz komische Sache. Mir fällt nicht die Nähe zur Figur schwer, in die ich mich hineinversetzen muss (ich schreibe den irren Chaoten eigentlich recht gerne). Das Problem liegt eher darin, die stilistische Textqualität zu halten, die ich von meinem üblichen Schreiben gewohnt bin. Aber irgendwie geraten die Formulierungen oft kantiger. Der Feinschliff dauert daher um einiges länger, was ich als mühsam empfinde (ein Hoch auf Testleser, Lektorat und Korrektorat). So ist das wohl, wenn man sich aus seiner Komfortzone herausbewegt. Dabei ist genau das unheimlich wichtig. Ich möchte dazulernen. Mich weiterentwickeln und besser werden. Das geht nicht, wenn ich mich mit dem, was ich fabriziere, einfach so zufriedengeben.

Aus diesem Grund habe ich auch versucht, alle Kritik, die Leser mir zu Band I bisher zukommen ließen, in Band II umzusetzen. Ich bin gespannt, wie es euch gefällt =]. Ein paar Monate müsst ihr aber leider noch warten. Aktuell liegt das Manuskript bei den Alpha-Lesern und ich bekomme erste Rückmeldungen.

Recht und Gesetz

Türchen Nummer 12: Heute geht es um Recht, Gesetz und Ordnung.

Das Officium Iustitia

In aller Kürze:
Die Judikative der übernatürlichen Gesellschaft. Quasi ein paranormales Amt für Justiz, das über einen Hauptsitz in Rom sowie diverse Büros in den Ländern verfügt. Ausgenommen Amerika – dort brät man mal wieder eine Extrawurst. Über den Globus verteilt gibt es dennoch eine Reihe einheitlicher Gesetze, deren Einhaltung das O.I. überwacht. Parallelen zu den menschlichen Varianten finden sich dabei nur selten.

Ein paar Beispiele?
– Bei einer Anklage vertreten die Parteien ihre jeweilige Seite persönlich. Anwälte? Fehlanzeige.
– Geurteilt wird durch drei Richter und fünfzehn Geschworene. Rechtssprecher gehen oft auch in ihrem menschlichen Leben diesem Beruf nach. Sie übernehmen die übernatürlichen Fälle sozusagen als Zweitjob.
– Zum Geschworenen kann jeder paranormale Bürger berufen werden, der sich noch nie etwas hat zu Schulden kommen lassen sowie in fünfzig Kilometern Umkreis des Gerichtsstandes lebt.
– Das Strafmaß fällt nach unseren Maßstäben oft kurios aus, was vorrangig daran liegt, dass es praktisch keine Gefängnisaufenthalte gibt. Es existieren nirgendwo paranormale Haftanstalten. Wenn Gefängnisstrafen verhängt werden, sitzen die Schuldigen in gewöhnlichen Haftanstalten ein. Meist bestehen die Urteile dann zusätzlich aus Einschränkungen oder Verboten, wie etwa Gedächtnismanipulation, Flüche bis hin zum Magieentzug oder der Festsetzung in einer Wandelgestalt, sie einen Vorteil gegenüber Unwissenden vermeiden. Nicht selten gehen diese Strafen mit einem Ausschluss aus der Gesellschaft einher.

Gründung:
Da scheiden sich die Geister. Die ältesten Dokumente weisen auf die Zeit Caesars hin. Wenn man den Erzählungen glauben schenken mag, gab es einige Vorläufer schon wesentlich früher.

Trivia:
– Der Grundsatz »Unwissenheit schützt vor Strafe nicht« findet im paranormalen Recht keinen Gebrauch.
– Das Siegel des französischen Officium stellt eine stilisierte Waage in den Farben Blau und rot dar.
– Erkennen kann man die Mitarbeiter meist an ihren blauen Mänteln.
– Viele der Gesetze und Regeln sind inzwischen veraltet und muten eher wie die Überbleibsel zugestaubter Altlasten an. Dennoch wagt innerhalb der paranormalen Gesellschaft kaum jemand gegen das O.I. zu rebellieren.
– An oberster Stelle jeder Landesvertretung steht der sogenannte Vertex Caeruleus. Ein mindestens dreiköpfiges Gremium, das in Fällen besonderer Schwere außerhalb der Regelungen und Hierarchien Entscheidungen treffen kann, so lange einheitlich gestimmt wird.
– Das Officium schützt Magieunbegabte innerhalb der paranormalen Gesellschaft gesondert vor Manipulation, etwa durch mentale Beeinflussung oder Flüche. Auf diese Weise erzwungene Beweise haben vor Gericht häufig keine Gültigkeit.

Von Adventskalender zu Adventskalender

Tadaaa:
Heute führt meine Tür geradewegs zu einem wundervollen Blogger-Projekt, an dem ich teilnehmen durfte: Der #SPBuch Kalender =D

An 24 Tagen findet ihr verteilt über fünf Blogs jede Menge Buchiges: Geschichten, Interviews, Rezepte, Schnipsel und einiges mehr. Heute versteckt sich hinter dem Türchen Jenlovetoread. Die wundervolle Jen hat mit mir ein Interview geführt: Es geht, wie sollte es auch anders sein, um Weihnachten. Hier kommt ihr direkt zum Artikel: zu Jenlovetoread

Viel Spaß beim Schmökern! 

Realität und Fiktion

Oder: Die Spielorte und wo sie zu finden sind

»Gibt es die Orte alle wirklich?«, »Warst du schon dort?« oder »Willst du da mal hin?« Erst am Wochenende hat eine Leserin sie mir diese Frage wieder gestellt und ich dachte mir: Warum das Thema nicht einfach mit in den Adventskalender packen? Das heutige Türchen bringt euch also in die Straßen von Paris – und in den Akten ist Frankreichs Hauptstadt das genaue Gegenteil vom verträumt-romantischen Klischee der unwissenden Bevölkerung. Ein Hexenkessel. Europas Hochburg paranormaler Kriminalität.

»Kopfsteinpflaster, gelbe Parkmarkierungen und wenige Geschäfte. Ein Antiquitätenhändler, ein Hotel, eine Boutique. Nichts großes oder Bekanntes. Die meisten standen ohnehin leer. Erst in Richtung der Kreuzungen fanden sich vermehrt Läden wie Bistros oder Restaurants, Apotheken und Bankfilialen.«

[Narrenlauf  – Seite 160]

Die Antwort ist ein entschiedenes Jein.
Man muss nicht zwingend kennen, was man schreibt, aber es macht es einfacher. Was Paris angeht: Dort war ich. Mehrfach. Und ich werde wohl immer mal wieder hinfahren. Schon beim ersten Besuch hat mich diese Stadt inspiriert, sodass ich beschloss, sie zur Heimat meiner Charaktere zu machen. Dabei weiß ich gar nicht so recht zu sagen warum. Das verklärte Bild der Stadt der Liebe hatte ich noch nie. Die Zentrale von Gris liegt im Norden der Stadt, nicht unbedingt eine malerische Ecke. Darauf kommt es mir auch gar nicht an. Irgendwie passen meine Geschichten für mich in die schmutzigen, auch mal verregneten Straßen ohne Glanz und Glamour.
Straßennamen, Plätze, Metrostationen et cetera entstammen also nicht nur meiner Fantasie. Sie existieren tatsächlich, genau wie die Parks und Sehenswürdigkeiten. Die privaten Gebäude gibt es in vielen Fällen hingegen nicht. Sie sind an reale Vorbilder angelehnt, könnten also tatsächlich genau so dort stehen, wenn man aber die Hausnummern sucht, wird man sie nicht finden. Aus voller Absicht, denn dort, wo ich in den Büchern Organisationen, Wohnungen und Büros untergebracht habe, befinden sich in Wirklichkeit natürlich ganz andere Dinge.

»Stadtpläne, Wanderschuhe und Kameras sah man tatsächlich genauso häufig wie schlichte Einkaufstüten. Die gesamte Szenerie vermittelte den Eindruck eines überdimensionalen Ameisenhaufens. Mit dem Unterschied, dass hier niemand einem gemeinsamen Ziel nachging. Abgesehen vom permanenten Konsum vielleicht.
Eine Gruppe asiatischer Touristen knipste begeistert das blaue Schild an der gefliesten Wand über uns, auf dem fünf weiße Buchstaben das Wort Opéra formten. Was auch immer so interessant an U-Bahn-Stationen war, dass man sie fotografieren musste.
Die digitale Anzeige verkündete, dass die nächste Metro der Linie 7 gleich einfahren sollte. Die würden wir nehmen.« 

[Narrenlauf  – Seite 211]

Den öffentlich zugänglichen Orten habe ich inzwischen allen einen Besuch abgestattet. Bin mit der Metro die Linien aus den Szenen gefahren und über die Seine geschippert, habe von Brücken geschaut und bin auf Hochhäuser gestiegen. Die meiste Mühe kostet es wohl herauszufinden, wie die Stadt vor zehn Jahren ausgesehen hat. Ich versuche mich weitestgehend an die Realität zu halten und das kostet einiges an Recherchezeit, ist aber auch unfassbar spannend.

Mit Tokio verhält es sich anders. Dort war ich leider noch nicht und kenne nur die Bilder, Videos und das, was Google Maps so ausspuckt.

»Die stumme Armee klobiger Wolkenkratzer in ihren Kettenhemden aus Spiegelglas reichte bis zum Horizont. Riesige Werbetafeln hingen an ihnen wie bunte Orden zweifelhafter Verdienste.« 

[Narrenlauf  – Seite 93]

Irgendwann hole ich das nach. Dann stehe ich selbst da und habe eine Kamera dabei, um alles zu dokumentieren. Apropos Kamera: Da ich inzwischen berufsbedingt eine besitze, wird mein nächster Parisbesuch wohl eine Stadttour der anderen Art beinhalten =D

 

Der Springer & der weiße König

Diese Woche habe ich euch schon einige der Charaktere aus den Akten vorgestellt. Fehlen eigentlich nur noch die Antagonisten. Wer seid ihr eigentlich (Part V) sozusagen. Dämonen verschwinden, Wandelwesen sterben in der Metro und nichtsahnende Magiebegabte werden von Lähmungen befallen. Im Grunde ist die Geschichte also ein Krimi. Noch dazu einer, der sich zu gewissen Teilen über drei Bände zieht. Um nicht zu spoilern, bekommt ihr deshalb kurzerhand zwei Schnipsel. Was es mit den Schachfiguren auf sich hat, müsst ihr dann schon selbst lesen =D

»Schiefgelaufen. Schon wieder! Dabei war er so sicher gewesen, dass es diesmal klappen würde!
Noch keiner der anderen hatte etwas Derartiges versucht. Eine vollkommen neue Strategie, ein einmaliger Zug. Die individuelle Lösung! Die Kombination aller Einzelteile, die der Meister sie gelehrt hatte.
Aber es war nicht mal jemand auf der Bildfläche erschienen.
Generalproben gingen immer schief. Genau das war es: sein letzter Test, die Probe aufs Exempel. Nun stand er im selbstverursachten Desaster und hatte alle Hände voll zu tun, die Sache wieder in Ordnung zu bringen.
Beim nächsten Mal funktionierte es bestimmt. Die Fehler von heute würde er nicht noch einmal begehen.
Leise Stimmen im Flur ließen ihn aufhorchen. Sein Puls schoss beim Gedanken an die noch nicht aufgelösten Zauber in die Höhe. Wer kam so spät her? Sämtliche Bauarbeiter waren bereits vor Stunden gegangen. Es gab hier oben nicht mal Strom. Hatte er sich verhört? Oder war ihm jemand auf den Fersen?
Panisch packte er seine Jacke und lief in die entgegengesetzte Richtung zum Treppenhaus. Die Scheibe der Tür war vorhin dank einem Teil der zerfetzten Zauber aus dem Rahmen geplatzt. Seine Schritte knirschten auf den Scherben, die sich als gläserne Nägel in die Schuhsohlen bohrten, während er so leise wie möglich die Stufen nach oben schlich. Abwartend kauerte er sich in eine Ecke.«

[Narrenlauf – Seite 30 f.]

»Der gewünschte Gesprächspartner ist derzeit nicht erreichbar. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Signalton.«
Schon wieder. Immer noch. Der gefühlt zwanzigste Versuch.
Piep!
Er legte auf. Vollkommen zwecklos. Gestern Abend hätte der Springer bereits erscheinen sollen. Gestern! Es gehörte sich nicht für einen Schüler, Lehrstunden unbegründet zu verpassen. Auch nicht für ein magisches Talent wie ihn.
Das Handy landete polternd in der Schreibtischschublade, ehe er eine Schimpftirade von sich gab und ein Buch von der Tischkante fegte. Wie konnte er sich erdreisten …?
Zaghaftes Klopfen ließ ihn innehalten.
»Herein!« Übellaunig, schroff, abweisend. Dabei konnte die junge Frau, die den Kopf zur Tür hereinstreckte, nicht das Mindeste dafür.
»Wir … haben ihn … gefunden.«
Hatte ja lange genug gedauert. »Wo?«
»Sie hat ihn bei der Uni krankgemeldet. Er wurde nach einem ungeklärten, gesundheitlichen Problem direkt zu Untersuchungen ins Krankenhaus gebracht.«
Das ergab keinen Sinn. Das hätte er ihm mitgeteilt!
»Welches Klinikum?«
Sie stockte, musterte betreten den teuren Teppich seines Büros und holte tief Luft: »Wir wissen es nicht. Es sieht so aus, als ob er am Flughafen in eine Registrierung geraten ist. Bisher ist nur bekannt …«
Mit einem wütenden Aufschrei fuhr der Magier von seinem Sessel hoch. Diesmal flog nicht nur ein Buch zu Boden. Die Glaskaraffe vom Beistelltisch segelte durch den Raum, wo sie klirrend und spritzend am Wandschrank neben dem Fenster zerschellte.
»Raus!«
Sie ließ sich das nicht zweimal sagen.
Das Blut schien in seinem Innern zu kochen und ließ die Adern an den Schläfen deutlich pulsieren. Unfassbar! Das war noch nie vorgekommen!
Irgendetwas war aus dem Ruder gelaufen. Ausgerechnet sein bester Mann ertappt worden. Er würde seine Kontakte spielen lassen müssen.«

[Narrenlauf – Seite 184 f.]