Spieglein, Spieglein …

In letzter Zeit stoße ich bei Challenges auf Twitter und Instagram immer wieder auf eine Frage: „Stell dir vor, dein Buch wird verfilmt. Wer wäre in deinem Cast?“ Ein nicht ganz ernst gemeintes, aber verständliches Gedankenspiel: Immerhin träumen viele Schriftsteller von dieser Chance. Von einigen Kollegen habe ich schon spannende Reaktionen darauf gelesen. Wenn ich aber selbst gefragt werde, fällt die Antwort eher ernüchternd aus: Keiner.

Die Vorstellung, meine Geschichten verfilmt zu sehen, hat rein gar nichts Verlockendes für mich. Für die Hälfte meiner Figuren kenne ich kein passendes Gesicht aus Film und Fernsehen. Das gilt insbesondere bei den Protagonisten (allen vornweg Vanjar persönlich). In meiner Phantasie erfüllen sie nicht das, was gemeinhin als leinwandtauglich erachtet wird. Sie sind vom Leben gezeichnet, haben Falten und Narben, sind mal mollig, mal dürr und meist weit weg von der Perfektion mit wohl gesetzten Makeln, die man aus dem Kino kennt.
Ich finde es befremdlich, ihnen Gesichter anzuziehen, die nicht zu den Bildern in meinem Kopf passen. Es kommt mir vor, als würde ich sie verkleiden. Ich möchte beim Schreiben Individualität nicht nur mit den Persönlichkeiten schaffen, um sie dann in nette Hüllen zu verfrachten.
Vielleicht habe ich deshalb einen Protagonisten, dem man mehr Schlechtes als Gutes nachsagen kann – und der weder charakterlich noch optisch als schön zu bezeichnen ist. Ich hoffe, es gelingt mir, all das mit Worten in die Köpfe meiner Leser zu zeichnen.

Also bitte, keine Filme. Was mir wesentlich sympathischer erscheint, wäre eine Umsetzung als Graphic Novel. Auch wenn das natürlich genauso ein Wunschtraum bleibt wie eine Filmversion 😉