Oh du fröhliche – oder etwa nicht?

Adventliebhaber oder doch eher ein Grinch? Wie steht ihr zu Mistelzweigen, Tannenbäumen, Festessen und weihnachtlichem Kitsch? Unter meinen Charakteren sind eindeutig beide Varianten vertreten:

Küssen unterm Mistelzweig?
»
Begeistert nahm er ihr die Mistel aus der Hand und hielt sie so hoch er konnte über ihre Köpfe. Dann drückte er ihr einen Kuss auf die Wange und machte sich breit grinsend daran, den Zweig über dem Büroeingang zu befestigen.
»Läuft heute, was?«, stellte ich unüberhörbar feixend fest, ohne aufzuschauen. »Das war Nummer zwei.«
»Jap. Und gleich noch eine Kollegin!« Auf seinem Schreibtischstuhl balancierend zwinkerte er Mai verschwörerisch zu. Ihr Gesicht nahm kurz die Farbe ihrer Mütze an. Vorsichtshalber brachte sie etwas Abstand zwischen sich und die wackelige Kletteraktion.«

Nur traditionsbeladenes Grünzeug?
»Am Geländer der Galerie blieb er stehen und beobachtete die sechs Gestalten im Foyer, die sich daran machten, den Weihnachtsbaum aufzustellen. Tradition schweißt zusammen und Zusammenhalt war aktuell mehr als notwendig. Er selbst hielt nichts von diesen leuchtenden, glitzernden Nadelschleudern. Sie machten Dreck und lenkten vom Wesentlichen ab. Aber wenn sie es sich wünschten, konnten sie die Tanne haben.«

Die Sache mit den Desserts
»Wie feiert man in Frankreich überhaupt Weihnachten?«
»Fast wie in England. Bloß mit einem Feiertag weniger und wesentlich mehr Essen. Traditionell sieben Gänge und dreizehn Desserts.«
»Dreizehn? Ernsthaft?«
»Jap. Und da dem Chef die Feiertage wortwörtlich heilig sind, hat jeder etwas davon, der heute Abend noch hier sitzt. So leer wie morgen findest du dieses Haus an keinem anderen Tag im Jahr.«
»Schön, aber dreizehn Desserts? Nach sieben Gängen?«
»Wenn du von allen Nachspeisen probierst, bringt das Glück im neuen Jahr.«
»Ab jetzt feiere ich nur noch französische Weihnachten!«

Christmas overdose
»Es roch nach Zimtduftkerzen, die einem gemeinsam mit chemischem Bratapfelaroma die Luft zum Atmen nahmen. Der Geräuschpegel lag dank des vor sich hindudelnden Radios weit über der aktuellen Toleranzgrenze und die Lichterkettendeko um die Hängelampen stach unangenehm in den Augen.«