Kontaktverbot, Ausgangsbeschränkungen und Verdiensteinbrüche
Covid-19. Zur aktuellen Situation der Pandemie muss ich mich wohl nicht auslassen. Es ist Ende März, in unserem Bundesland besteht seit einer Woche die Ausgangsbeschränkung und wir versuchen alle so weit wie möglich zu Hause zu bleiben. Wenn wir einkaufen gehen, halten wir Abstand von mindestens anderthalb Meter und Händewaschen ist mehr Pflicht dennje. Eindeutig notwendige Maßnahmen, die oft nicht ernst genug genommen werden. Wir versuchen die Risikogruppen unserer Familien zu meiden, halten Kontakt zu ihnen per Telefon. Ihr kennt es alle.
Vor einer Woche sind wir umgezogen. Drei Monate Planung, alles sauber organisiert, inklusive Verpflegung für die Helfer, Amtsbeantragung für die Sperrung der Parkplätze vorm Haus, ein gemieteter Sprinter und so weiter. Letztendlich mussten wir alles über den Haufen werfen. Am Nachmittag vorm Hauptumzugstag kam die Meldung der Ausgangsbeschränkung. Details kannte zu diesem Zeitpunkt keiner. Nur der Hinweis der Ämter: Es kann sein, dass wir am nächsten Tag nicht weitermachen dürfen. Vielleicht. Vlielleicht auch doch. Sonst wusste keine öffentliche Stelle etwas zu sagen. Wenn sie denn überhaupt noch geöffnet hatten. Also haben wir in einer spontanen Hauruck-Aktion unser Hab und Gut an einem Nachmittag mit fünf Leuten verfrachtet. Fragt nicht, das war ganz schön der Horror.
Jetzt sitzen wir auf einem Haufen Arbeit. Möbelhäuser und Wertstoffhof sind geschlossen, Ämter zur Ummeldung ebenfalls. Die alte Küche dümpelt auf ebay herum, aber Käufer finden sich aktuell natürlich keine. Eine gesamte Küche kann leider nicht einfach verschickt werden. Und dann ist da das Thema „Soforthilfe“. Die wirtschaftliche Seite der Pandemie.
Ich bin selbstständige Freiberuflerin. Ohne Gewerbeanmeldung, noch nicht umsatzsteuerpflichtig. Und mir sind inzwischen sämtliche Jobs weggebrochen. Keine Aufträge mehr von der Zeitung. So geht es vielen freien Journalisten. Die Leipziger Buchmesse hat natürlich ein fettes Loch gerissen, keine Lesungen, keine Signierstunden, keine Podiumsdiskussionen, keine Buchverkäufe am Stand. Damit bin ich nicht alleine. Die meisten meiner Kunden für Grafik-Arbeiten sind verlagsunabhängige Autoren, die mit den selben Einbußen zu schaffen haben. Da sie mich nicht bezahlen können, stornieren sie ihre reservierten Grafik-Slots. Verständlicherweise. Mir stand diese Rechnung ebenfalls bevor. Noch muss ich keine meiner Aufträge für Lektorat, Korrektorat und Satz stornieren. Bisher. Ich hoffe, dass es so bleibt. Denn die Veröffentlichungen als Autorin sind alles, was von meiner Selbstständigkeit übrig ist. Zwei Jahre, deren Ertrag mir gerade unter den Fingern hinwegbröselt. Unser Bundesland bietet seit dieser Woche ein Soforthilfepaket an, allerdings habe ich gleich mehrere Tage recherchieren und mit den entsprechenden Service-Hotlines des Wirtschaftsministeriums telefonieren und mailen müssen, um herauszufinden, ob und ab wann ich Anspruch auf eine Zahlung habe. Inzwischen weiß ich bescheid, einfach war das allerdings nicht. Und nein, derzeit darf ich noch keinen Antrag stellen. Das hängt damit zusammen, dass ich verheiratet bin und mein Mann Angestellter ist, aber das führt hier zu weit. Fakt ist, dass meine Rechnungen nicht schrumpfen. Das Lektorat steht an, denn wenn dieses Jahr sonst schon so viel auf der Strecke bleibt, Band III der Akten soll erscheinen. Und ich möchte auch die Kollegen unterstützen, denen es so geht wie mir und bei denen ich schon im Oktober die Zeitslots gebucht habe. Nun, ich werde die nächsten Wochen sehen, wie es weitergeht.
In ein paar Tagen kommt Ascheseelen von den Testlesern zurück und zum ersten Mai geht das Manuskript ins Lektorat. Schauen wir, was die Zeit bringt.
Bis dahin wünsche ich allen Kollegen und Betroffenen viele Verkäufe und starke Nerven.